Behandlung beim Arzt aufgrund unterschiedlich langer Beine
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Schiefes Becken

Beinlängendifferenz kann Rückenschmerzen verursachen

Von: Kathrin Sommer (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 18.07.2023

Ein Schiefstand im Becken, ausgelöst durch eine unterschiedliche Länge der Beine (Beinlängendifferenz), ist eine häufige Ursache für Rückenschmerzen. Ein spezielles Muskeltraining kann helfen.

Eine mögliche Ursache anhaltender Rückenschmerzen kann eine Fehlstellung des Beckens sein. So kommt es bei einer unterschiedlichen Länge der Beine dazu, dass das Becken seitlich aus seiner normalen waagerechten Position abkippt. Der daraus resultierende Schiefstand des Beckens führt auf Dauer zu einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule, einer sogenannten Skoliose. Die Wirbelsäule, aber auch die Hüft- und Kniegelenke nutzen sich frühzeitig ab, und die Beweglichkeit wird zunehmend eingeschränkt. Durch die resultierende geringere Belastbarkeit der Wirbelsäule könnten in der Folge bereits normale Alltagstätigkeiten zu Schmerzen und Beschwerden im Rücken führen, erklärt Dr. Reinhard Schneiderhan, Facharzt für Orthopädie in München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga e.V.

Nur große Beinlängendifferenz verusacht Probleme

Eine Beinlängendifferenz ist dabei durchaus nichts Ungewöhnliches: Nahezu bei jedem Menschen sind die Beine unterschiedlich lang, und in vielen Fällen entstehen den Betroffenen dadurch keinerlei Beschwerden. In der Regel macht sich eine Beinlängendifferenz erst bei mehr als sechs Millimetern bemerkbar.

Schon während der körperlichen Untersuchung kann der Orthopäde einen Schiefstand des Beckens infolge unterschiedlich langer Beine feststellen. Endgültige Klarheit, auch über eine eventuelle Verkrümmung der Wirbelsäule infolge des Beckenschiefstands, bringt ein Röntgenbild. Eine alternative Methode, bei der den Patienten die Röntgenstrahlung erspart bleibt, ist die sogenannte 3D-Wirbelsäulenvermessung. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus moderner Videotechnik und Datenverarbeitung, bei der das Knochengerüst mit einem Lichtraster vermessen wird. Da das Verfahren gänzlich ohne Röntgenstrahlung auskommt, eignet es sich gut für regelmäßig durchzuführende Verlaufskontrollen bei Wirbelsäulenfehlhaltungen und besonders auch bei Kindern.

Die Muskeln durch spezielles Training stärken

Beinlängendifferenzen von mehr als einem halben Zentimeter sollten bei Kindern grundsätzlich und bei Erwachsenen je nach Art und Schwere der Symptome durch Schuheinlagen oder Absatzerhöhungen ausgeglichen werden. Sogenannte funktionelle Beinlängendifferenzen, bei denen ein Bein nur "scheinbar" kürzer ist, weil Veränderungen an den Hüftgelenken (Hüftgelenkskontrakturen) bestehen, lassen sich in vielen Fällen mithilfe der Dorn-Methode behandeln. Hierbei werden beide Beine durch einfache Handgriffe wieder auf die gleiche Länge gebracht, wodurch sich der Beckenschiefstand weitgehend ausgleichen lässt.

Sind die Beine tatsächlich unterschiedlich lang, liegt also eine anatomische Beinlängendifferenz vor, sollten die Betroffenen im Alltag möglichst beide Körperhälften gleichmäßig belasten. Dabei gilt es, die Muskeln beider Seiten mithilfe von Krankengymnastik gleichmäßig zu trainieren, um das Ungleichgewicht, das oftmals zu schmerzhaften Verspannungen führt, auszugleichen. Vor allem die verkürzte Seite steht dabei im Vordergrund: Mit speziellen Übungen wird sie besonders gedehnt und gekräftigt.

Große Beinlängendifferenzen von mehr als drei Zentimetern können operativ behoben werden.