Übung zum Lösen der verklebten Faszien
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Ursache von Schmerzen und Verspannungen

Faszien: Was sie sind und warum sie verkleben

Von: Caroline Stuhlert (Medizinautorin)

Faszien sind das Bindegewebe, das die Muskeln umhüllt. Sie finden sich fast im gesamten Körper. Die Faszien sind sehr empfindlich und können infolge von Reizen verkleben oder verdicken, was zu Schmerzen führen kann. Mit einer gezielten Faszientherapie und unterstützendem Training lassen sich die Faszien jedoch wieder lösen und die Beschwerden beheben. Doch was genau sind Faszien, welche Funktion haben sie und welche Beschwerden können sie verursachen?

Was sind Faszien?

Das Wort Faszie ist ein lateinischer Begriff und bedeutet so viel wie „Band“ oder „Bündel“. Es handelt sich um eine Muskelhülle, die aus einer dünnen Schicht an lockerem Bindegewebe besteht.

Dieses Bindegewebe setzt sich überwiegend aus sogenanntem Kollagen und Elastin zusammen. Kollagene sind Proteine, die meistens als Fasern angeordnet sind und für eine hohe Zugfestigkeit im Gewebe sorgen. Je höher der Kollagenanteil im Gewebe, desto fester ist es. Das Elastin sorgt für eine hohe Dehnungsfähigkeit im Bindegewebe. Gemeinsam sind die beiden Proteine wie eine Art Geflecht aufgebaut, welches je nach Körperstelle und Funktion mal mehr und mal weniger dicht verwoben ist.

Zudem verlaufen sowohl Blut- als auch Lymphgefäße durch die Muskelhülle. Diese sind wichtig für die Versorgung von Muskel und Faszie mit Nährstoffen. Über Nervenenden, die an den Faszien ansetzen, können Informationen wie Lage, Zug oder Schmerz bis zum Gehirn weitergeleitet werden.

Welche Aufgabe haben Faszien?

Eine Faszie kann sowohl einen einzelnen als auch mehrere Muskeln gemeinsam umfassen und bildet dabei die äußerste Schicht. Durch die Lage und ihre Eigenschaft, besonders elastisch und gleitfähig zu sein, ermöglicht die Faszie ein reibungsloses Vorbeigleiten des Muskels an anderen Muskeln.

Außerdem bildet die Faszie eine „Verschiebeschicht“, die sie gegenüber benachbarten Strukturen abgrenzt. Das bedeutet, dass die Organe durch die Faszien strukturell voneinander getrennt sind und bei Bewegung problemlos aneinander vorbeigleiten können.

Eine weitere wichtige Funktion aller Faszien ist die Barrierefunktion gegenüber entzündlichen Vorgängen. Durch das Vorhandensein einer Faszie gibt es eine Trennschicht, die verhindern kann, dass sich Entzündungen in tiefere Regionen des Körpers ausbreiten.

Arten von Faszien

Faszien können einzeln oder als Gruppe angelegt sein. Generell lassen sich Faszien unterteilen in:

  • Einzelfaszien
  • Gruppenfaszien
  • Die Körperfaszie

Die Einzelfaszie gibt den Raum für den einzelnen Muskel vor und bestimmt somit dessen Verlaufsrichtung. Dadurch wird eine Verlagerung des Muskels in eine ungünstige Position verhindert.

Gruppenfaszien befinden sich überwiegend an Armen und Beinen. Hier gibt es Muskeln, die ähnliche Funktionen ausüben und gemeinsam in eine Gruppenfaszie eingehüllt sind.

Von der allgemeinen Körperfaszie wird die gesamte Muskeloberfläche des Rumpfes, der Arme und Beine überzogen, sowie der Großteil des Kopfes. Sie verleiht unserem Bewegungsapparat die notwendige Körperspannung. Zudem wird angenommen, dass die Faszienschicht durch den gesamten Körper verbunden ist und miteinander kommunizieren kann.

Wo befinden sich die Faszien?

Bezogen auf ihre Lage im Körper lassen sich die Bindegewebshüllen in oberflächliche, tiefe und viszerale Faszien unterteilen.

Die oberflächlichen Faszien bilden eine Gewebeschicht direkt unter der Haut und üben eine wichtige Pufferfunktion aus. Sie sind sehr gut durchblutet und können viel Fett und Wasser speichern.

Das tiefe Fasziengewebe umschließt die Muskulatur, Knochen und Gelenke. Zu den Bindegewebsstrukturen in der Tiefe zählen außerdem die Bänder und Sehnen im Körper. Dabei gibt es neben den dünnen Bindegewebshüllen auch kräftige Bindegewebsplatten, die beispielsweise das Fußgewölbe oder die Bauchdecke gespannt halten. Sie haben einen hohen Faseranteil und sind dadurch ein sehr festes Konstrukt. Ist beispielsweise die Bindegewebsplatte der Fußsohle geschwächt und verliert ihre derbe, feste Struktur, kommt es zum sogenannten Plattfuß.

Die viszeralen Faszien befinden sich in der Tiefe unseres Körpers und bilden Hüllstrukturen für die inneren Organe.

Warum verkleben Faszien?

Faszien können ihre geflechtartige, gleichförmige Struktur verlieren und sich verkleben, verhärten oder verdrehen. Eine mögliche Ursache ist vor allem Bewegungsmangel, durch den es zu einer verminderten Versorgung mit Nährstoffen kommt.

Faszien werden überwiegend durch Lymphbahnen mit wichtigen Nährstoffen versorgt. Dabei hat das Lymphsystem (beispielsweise im Gegensatz zu Blutgefäßen) keinen eigenen Mechanismus, um die Lymphflüssigkeit zu transportieren. Der Transport erfolgt daher passiv über die Muskelpumpe benachbarter Muskeln, welche über deren Anspannung aktiviert wird – sofern die Muskeln ausreichend genutzt werden.

Entsteht als Folge eines Mangels an Bewegung der Muskeln ein Stau der Lymphflüssigkeit, können die Faszien nicht mehr effektiv mit Nährstoffen versorgt werden. Zusätzlich können bestimmte Stoffe auch nicht abtransportiert werden. Das gilt unter anderem für den Stoff Fibrinogen, welcher dann zurück ins Gewebe transportiert wird. Das Fibrinogen ist ein Eiweiß, welches ein wichtiger Bestandteil in der Blutgerinnung ist und dazu führt, dass Wunden nach kurzer Zeit verschlossen werden. Sammelt sich das Eiweiß jedoch im Gewebe an und kann nicht weitertransportiert werden, wird es zum körpereigenen Stoff Fibrin umgewandelt, der wie ein Klebstoff wirkt und die Faszien aneinanderhaften lässt.

Sind die Faszien verklebt, verlieren sie einerseits ihre Zugkraft, andererseits auch ihre Flexibilität und schränken somit die Bewegungsfähigkeit ein. In der Folge entstehen Verspannungen und Schmerzen in der betroffenen Region. Zudem können Faszien infolge des Verklebens auch verdicken und dadurch benachbarte Nerven einklemmen.

Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Faszien

Verklebte oder verdickte Faszien können durch verschiedene Reize entstehen. Neben Bewegungsmangel sind auch Flüssigkeitsmangel, Stress, Fehl- oder Überlastung mögliche Ursachen.

Bei Flüssigkeitsmangel kann das Bindegewebe verhärten und in der Folge die Bewegungsfreiheit stark einschränken.

Die Faszien senden bei Stress bestimmte Signale an die Muskulatur, die zur Ausschüttung von Entzündungsstoffen führt. Dadurch entstehen Symptome wie Schmerz und eingeschränkte Beweglichkeit im betroffenen Bereich.

Die meist daraus resultierende Schonhaltung kann die Problematik verschlimmern, da es zu einer Überlastung an anderer Stelle kommt. Dies gilt insbesondere für die Lendenfaszie, welche sich großflächig über den Rücken ausdehnt und die Rückenmuskulatur mit den Becken- und Gesäßmuskeln verbindet. Sie wird häufig durch eine Schonhaltung fehlbelastet und ist neben den Muskeln häufig mitverantwortlich für Rückenschmerzen im unteren Rücken.

Darüber hinaus können sich Faszien auch entzünden.

Entzündung der Faszien

Bei tiefen Wunden oder entzündeten Gelenken kann sich die Infektion auch auf die Faszien übertragen und diese in Mitleidenschaft ziehen. Handelt es sich um eine entzündete Faszie, zeigen sich neben dem Schmerz auch typische Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Erwärmung oder Bewegungseinschränkung. Ist dies der Fall, sollte zunächst die Entzündung mithilfe von entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden, bevor eine manuelle Therapie (zum Beispiel durch Massagen oder Faszienübungen) erfolgt.

Eine besonders gefährliche Erkrankung der Faszien ist die sogenannte nekrotisierende Fasziitis. Das ist eine bakterielle Entzündung der Weichteile, die vor allem Haut, Unterhaut und Faszie betrifft. Nekrotisch ist ein medizinischer Fachbegriff für „absterbendes Gewebe“ was bedeutet, dass der betroffene Bereich unwiederbringlich zerstört ist. Dementsprechend ist die nekrotische Fasziitis eine lebensbedrohliche Erkrankung, die eine dringende chirurgische Behandlung erfordert.

Was ist eine Faszienbehandlung?

Um verspannte Faszien zu lösen, haben sich über die Jahre einige therapeutischen Verfahren etabliert. Besonders im letzten Jahrzehnt stand die Faszienfitness im Fokus der Sportwissenschaft und man erkannte die große Bedeutung von gesunden Faszien.

Dabei stützt sich die Therapie einerseits auf manuelle Techniken bei bereits schmerzenden Regionen, andererseits auf Eigentraining, um die Gesundheit der Faszien dauerhaft aufrecht zu erhalten. Einige Beispiele von manuellen Techniken sind:

Rolfing

Das Rolfing ist eine Behandlungsmethode, die in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Es ist eine Art Massage mit der Fingerkuppe, der Handfläche oder dem Ellenbogen und soll Verhärtungen und Verspannungen in den tiefen Faszien lösen. Die Technik wird vor allem bei chronischen Schmerzen im Rücken angewandt und soll die Körperhaltung und Beweglichkeit verbessern.

Senmotic-Therapie

Eine ähnliche Methode wie das Rolfing ist die Senmotic-Therapie. Der Name setzt sich aus den beiden Begriffen sensorisch und motorisch zusammen und zielt auf eine schmerzfreie Behandlung verspannter Faszien ab. Bei der Senmotic-Therapie gibt es ein festes Therapieschema, bei dem zunächst die oberflächlichen Faszien in drei Sitzungen bearbeitet werden. Danach folgen vier Sitzungen zu den tiefen Bindegeweben und eine abschließende Sitzung, die sich mit der gesamten Körperfaszie befasst.

Osteopathie

In der Osteopathie liegt der Fokus auf der ganzheitlichen Faszienmassage, die ausschließlich mit den Händen durchgeführt wird. Krankheiten und Schmerzen werden nach dem Verständnis der Osteopathie durch die Körperfaszie, die den gesamten Körper durchzieht, verursacht und weitergeleitet. Daher werden auch Regionen massiert, die nicht in unmittelbarer Nähe oder im funktionellen Zusammenhang mit der erkrankten Stelle stehen.

Schröpfen

Ein weiteres bekanntes Verfahren aus dem Bereich der Faszientherapie ist das Schröpfen, das unter anderem Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin ist. Es findet bei vielen Krankheitsbildern Anwendung und dient der Behandlung der oberflächlichen Faszien.
Dieses Verfahren soll mithilfe von Unterdruck durch kleine Glasglocken im jeweiligen Hautareal Blockaden lösen und sowohl den Blutfluss als auch den Transport der Lymphe fördern. Die Glasglocken oder auch Schröpfköpfe werden dabei in den aufeinanderfolgenden Sitzungen immer wieder an anderen Stellen angebracht.

Faszientraining zur Vorbeugung und Behandlung

Ergänzend zu den manuellen Behandlungsmöglichkeiten gibt es viele Trainingskonzepte, die eine Verbesserung bei bereits verspannten Faszien herbeiführen können. Auch vorbeugend gibt es einige Übungen und Hilfsmittel, mit denen man die Faszien dauerhaft gesund halten kann.

Durch regelmäßige Bewegung werden die sogenannten Fibroblasten, die sich im Bindegewebe befinden, angeregt. Fibroblasten sind die Regenerationszellen des Gewebes und führen bei Aktivierung zu einem neuen Aufbau der Faszie.

Besonders stimulierend wirken elastisch federnde Bewegungen wie Springen, Hüpfen und Tanzen sowie möglichst großflächige Dehnungen.

Faszienübungen: Wichtige Grundsätze

Ein gutes Faszientraining basiert idealerweise auf den folgenden vier Trainingselementen nach Schleip und Müller:

  • Federn
  • Dehnen
  • Beleben
  • Spüren

Das Federn trainiert den sogenannten Katapult-Effekt und kräftigt so das Gewebe. Bei elastisch federnden Bewegungen ändert der Muskel kaum seine Länge, hingegen verlängern und verkürzen sich die Sehnen und Faszien deutlich und führen so den Großteil der Bewegung aus. Wird dieses Phänomen trainiert, kann es in der Folge durch ein gestärktes Bindegewebe zu Energie- und Krafteinsparungen bei entsprechenden Bewegungen kommen.

Der Aspekt des Dehnens bezieht sich überwiegend auf Übungen, die eine große Anzahl der Faszien und Muskeln gleichzeitig aktivieren. Sportarten, die viele Übungen enthalten, welche den ganzen Körper betreffen, sind Pilates oder Faszienyoga.

Das Beleben lässt sich gut im Eigentraining mit Hilfsmitteln wie der Faszienrolle oder dem Faszienball umsetzen. Mit dem sogenannten Ausrollen kann man gut eine normale Trainingseinheit, wie beispielsweise eine Joggingrunde, ergänzen. Dabei wird das Faszientraining auf der Rolle oder dem Ball entweder vor oder nach dem Sport empfohlen. Besonders bei Rückenbeschwerden gibt es viele Möglichkeiten, das Bindegewebe durch Faszienübungen selbst zu trainieren und zu stärken.

Der Aspekt des Spürens bezieht sich auf die Körperwahrnehmung und die in den Faszien enthaltenen Nervenenden. Durch regelmäßiges Training werden der Stoffwechsel aktiviert und die Versorgung der Faszien mit Nährstoffen gefördert, sodass das Training wie eine Lymphdrainage wirkt. Neben der Steigerung der allgemeinen Beweglichkeit und Faszienfitness, hilft die verbesserte Körperwahrnehmung auch, Verletzungen vorzubeugen.