Hohlkreuz: Was tun gegen Hyperlordose?
Unter einem Hohlkreuz versteht man eine in der Regel nicht angeborene Verkrümmung der Wirbelsäule, die durch eine Fehlstellung oder Verformung der Lendenwirbelsäule im Körper verursacht wird. Je nach Ausprägung leiden die Betroffenen an Einschränkungen in ihrer Bewegung oder auch an Rückenschmerzen. Ein Hohlkreuz lässt sich – abhängig vom Stadium – gut therapieren. Hierbei zielt die Therapie auf die Dehnung der durch die Fehlstellung verkürzten Muskeln, sodass eine korrekte Haltung wieder möglich wird.
Was ist ein Hohlkreuz?
Ein Hohlkreuz (auch: Hyperlordose) bezeichnet eine übermäßig starke Vorwölbung der Wirbelsäule im Bereich des unteren Rückens. Hierdurch werden auch Bauch und Becken nach vorne gewölbt. Der Brustkorb erscheint abgeflacht, da sich dieser hinter die Körperachse verlagert.
Normalerweise handelt es sich beim Hohlkreuz um eine nicht angeborene, sondern durch Fehlstellung erworbene Erkrankung. Neben der krankhaften (erworbenen) Hyperlordose gibt es auch die angeborene Hyperlordose, zum Beispiel bei den Pygmäen und anderen afrikanischen Ethnien, die nicht krankhaft ist und daher keiner Behandlung bedarf.
Was ist die Lordose?
Eine Lordose bezeichnet die sogenannte ventrale Krümmung der Wirbelsäule, also die Krümmung hin zur Vorderseite des Körpers. Die gesunde Wirbelsäule ist nicht gerade, sondern weist – seitlich betrachtet – vier Krümmungen auf, sodass sie S-förmig erscheint. Hierbei ist sie im Hals- und Lendenbereich nach vorne (Lordose) und im Brust- und Kreuzbeinbereich nach hinten gekrümmt (Kyphose). Wenn diese Biegungen nach vorne normal aussehen, spricht man von einer harmonischen Lordose.
Die Krümmung der Wirbelsäule wurde evolutionär mit dem aufrechten zweibeinigen Gang notwendig. Diese „Bauweise“ bewirkt, dass die Wirbelsäule flexibel auf Erschütterungen reagieren und diese abfedern kann. Die Lordose gewährleistet die Stabilität der einzelnen Wirbelkörper und reduziert gleichzeitig die Beanspruchung der Muskulatur. Bei der Hyperlordose kommt es jedoch zur krankhaften Vorwölbung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte.
Flachrücken: Was ist eine abgeflachte Lordose?
Bei einem Flachrücken kommt es zur Abflachung beziehungsweise Aufhebung der physiologischen Krümmung der Wirbelsäule. Es kommt zu einer Abnahme der natürlichen Halswirbelsäulenlordose, der Brustwirbelsäulenkyphose und vor allem der Lendenwirbelsäulenlordose.
Eine abgeflachte Lordose bezeichnet die verringerte Krümmung in der Halswirbelsäule (HWS) und Lendenwirbelsäule (LWS), sodass die Wirbelsäule gerade erscheint.
Ursachen und Entstehung: Warum hat man ein Hohlkreuz?
Die Entstehung eines Hohlkreuzes kann verschiedene Ursachen haben. Einer der häufigsten Gründe ist die Kombination aus mangelnder Bewegung und permanenter Fehlhaltung der Wirbelsäule. Dies betrifft meistens Menschen, die einer sitzenden beziehungsweise stehenden Tätigkeit nachgehen. Verstärkt wird die Fehlhaltung durch Sitzen auf Möbelstücken, die den ergonomischen Bedingungen nicht genügen.
- Starkes Übergewicht fördert durch Halterungsverlagerung die Ausbildung einer Hyperlordose.
- Genauso kann Morbus Pomarino (Vorfuß- beziehungsweise Zehenspitzengehen) zur Bildung eines Hohlkreuzes führen, da sich auch hier die Wirbelsäule an die veränderte Körperbalance anpasst.
- Auch äußere Einflüsse wie ein Unfall können zur Entstehung eines Hohlkreuzes beitragen.
- Zu schwach ausgeprägte Bauch- und Rückenmuskulatur begünstigt des Weiteren den Prozess der Hyperlordose-Bildung. Durch die Fehlhaltung verkürzen sich die Sehnen und Bänder sowie Muskeln des Rückens, sodass eine korrekte Rückenhaltung nur noch schwer möglich ist.
Hohlkreuz bei Kindern
Die genannten Gründe können auch bei Kindern zum Hohlkreuz führen. Häufigster Grund ist hierbei mangelnde Bewegung, die eine Fehlstellung der Wirbelsäule auslösen kann.
Auch Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel dauerhaft schwere Rucksäcke, Schulranzen oder Sporttaschen auf dem Rücken tragen, können ein Hohlkreuz ausbilden. So kann sich aus der harmonischen Lordose eine Hyperlordose bilden.
Aufgrund des Wachstums kann sich die Hyperlordose auch ohne Behandlung zurückbilden, sodass ab dem zehnten Lebensjahr Hüfte und Becken stabil sein sollten. Bei Auffälligkeiten sollte jedoch stets ein Arzt zurate gezogen werden.
Welche Symptome verursacht ein Hohlkreuz?
Aufgrund der Fehlstellung der Wirbelsäule verändert sich das Standbild, sodass das Hohlkreuz bereits mit bloßem Auge relativ schnell zu erkennen ist. Durch das vorgeschobene Becken kommt es zu einem hervorstehenden Bauch und dadurch zu einem nach hinten verlagerten Oberkörper.
Zunächst bleibt die Hyperlordose symptomfrei, wobei sich allerdings Verspannungen ausbilden können. Doch mit zunehmender, meist altersbedingter, Abschwächung der stützenden Brust- und Rückenmuskulatur entwickeln sich Rückenschmerzen. Ob es dazu kommt und in welcher Intensität die Rückenschmerzen auftreten, hängt vom Ausmaß der Hyperlordose ab: Die durch die Fehlhaltung überbeanspruchte Rückenmuskulatur kann zu ausgeprägten Schmerzen führen.
Zudem kann der untere Rücken durch Verkürzung der beteiligten Muskeln und Sehnen unbeweglich werden, wodurch die Mobilität eingeschränkt werden kann. Dadurch sind das Beugen und Anheben von Gegenständen für Hyperlordose-Erkrankte besonders schwierig.
Die Fehlhaltung führt neben der Veränderung des Standbildes auch zur Veränderung des Gangbildes, da das vorgeschobene Becken Auswirkungen auf das Gehen hat. Bei einigen Erkrankten führt das Hohlkreuz auch zu Taubheitsgefühl in Beinen und Füßen, da durch die veränderte Wirbelsäulenhaltung Nerven eingequetscht werden können.
Diagnose – Wie erkennt der Arzt das Hohlkreuz?
Die Diagnose kann von einem erfahrenen Mediziner relativ schnell gestellt werden. Hier reicht oft eine einfache Begutachtung, da schon mit bloßem Auge eine Veränderung der Wirbelsäulenkrümmung sichtbar ist. Wenn zudem über Symptome wie Verspannungen, Rückenschmerzen, Reizung durch Nervenquetschung oder einen unbeweglichen Rücken geklagt wird, verstärkt sich die Annahme, dass es sich um eine Hyperlordose handelt.
Dennoch werden oftmals weitere Untersuchungsmethoden wie Röntgen oder – bei Kindern zwischen sechs und 16 Jahren – der Haltungstest nach Matthias hinzugezogen. Bei dem Test wird man vom Arzt aufgefordert, sich gerade hinzustellen, die Augen zu schließen und 30 Sekunden lang die Arme gerade vor sich zu strecken. Liegt ein Hohlkreuz vor, schwanken oder kippen die betroffenen Kinder nach vorne.
Therapie: Was tun gegen ein Hohlkreuz?
Man kann ein Hohlkreuz – je nach Ausprägung und Stärke – in vielen Fällen wieder loswerden oder zumindest weitestgehend korrigieren. Hierbei gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Sportliche Betätigung, die der Stärkung der Bauch- und Brustmuskulatur dient, kann zu einer positiven Veränderung der Rückenmuskulatur und einer Standkorrektur der Wirbelsäule führen.
Auch physiotherapeutische Behandlungen wie Massagen und Fango können empfehlenswert sein. Die Massagen und Fango-Anwendungen helfen dabei, die angespannte Muskulatur zu entspannen und sie so in die Länge zu ziehen. Dennoch reichen Massagen und Fango alleine nicht aus, um die verkürzte Muskulatur langfristig zu dehnen, sodass Krankengymnastik beziehungsweise sportliche Betätigung notwendig ist.
Übungen gegen ein Hohlkreuz: Was ist geeignet?
Hilfreich können auch Übungen gegen das Hohlkreuz sein, wie Entspannungs-, Rücken- und Bauchlageübungen sowie Hüftbeuger-Übungen und Bankdrücken. Als Hüftbeuger-Übungen werden das Knieheben, der Ausfallschritt und der Kniestand empfohlen:
- Beim Knieheben legt man sich flach auf den Rücken und zieht das linke Bein mit beidenHänden fest in Richtung des Brustkorbes, sodass im rechten Bein ein leichtes Ziehen der Muskulatur zu spüren ist. Diese Position sollte 15 bis 20 Sekunden gehalten werden. Danach wird die Übung mit dem rechten Bein ausgeführt. Es sollten drei Durchgänge pro Bein durchgeführt werden.
- Der Ausfallschritt zielt auf die 90-Grad-Bein-Beugung während des Standes (nach vorne). Das andere Bein bleibt dabei gestreckt.
- Der Kniestand bezeichnet das „Stehen“ auf den Knien. Während man diese Position hält, versucht man, sich nach hinten zu lehnen (nur so weit, dass man noch aktiv atmen kann). Auch hier ist das Ziel, die Position 15 bis 20 Sekunden zu halten. Es werden fünf Durchgänge empfohlen.
Es empfiehlt sich, alle Übungen vorher mit dem behandelnden Arzt abzusprechen. Falls eine Übung Schmerzen verursacht, sollte man diese nicht ausführen und Rat beim Arzt suchen.
Während der Krankengymnastik sollten auch weitere Übungen für zu Hause besprochen werden. Besonders gut eignen sich auch Yoga, Nordic Walking, Rücken- und Kraulschwimmen.
Was hilft außerdem gegen ein Hohlkreuz?
Bei Erkrankten, die einer sitzenden Tätigkeit nachgehen, hilft oft der Austausch der Sitzmöglichkeiten, sodass diese den ergonomischen Bedingungen genügen. In einigen Fällen können auch Korsetts beziehungsweise Stützbandagen zur Haltungskorrektur hinzugezogen werden. So werden Korsetts auch erfolgreich bei der Skoliose (eine Seitabweichung der Wirbelsäule mit Verdrehung der Wirbelkörper) und dem Rundrücken, auch als Hyperkyphose bezeichnet (Entstehung eines „Buckels“ durch eine krankhafte Verstärkung der Kyphose), eingesetzt.
Bei anhaltenden Schmerzen können auch Schmerzmittel zur Therapie hinzugezogen werden. Bei besonders schweren Formen des Hohlkreuzes kann eine Operation durchgeführt werden.
Sicherheitshalber sollte die Therapie immer zunächst mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. So kann sich die Behandlung individuell nach der Schwere der Erkrankung richten und darauf eingehen.
Welche Matratze ist bei einem Hohlkreuz geeignet?
Auch ein Wechsel der Matratze kann die Therapie unterstützen. Die Matratze sollte den Körper im Bereich des schwereren Beckens einsinken lassen und im Bereich der Brust zuverlässig stützen.
Die Härte der Matratze kann auch Auswirkungen auf die Stellung der Wirbelsäule haben:
- So führt eine harte Matratze dazu, dass der Körper nicht optimal einsinken kann und ein Knick in der Wirbelsäule entsteht.
- Ist die Matratze zu weich, so kann die Wirbelsäule nicht optimal durchhängen und dies führt wiederum zu einem Knick in der Wirbelsäule.
Wichtig ist, dass der Rücken im Bereich der Lendenwirbelzone optimal gestützt wird und das Becken dabei nicht durchhängt. In dieser Position kann die Wirbelsäule entspannen und neigt weniger dazu, eine Fehlstellung auszubilden.
Wie verläuft eine Hohlkreuz-Erkrankung?
Nach der Diagnose der Erkrankung wird ein Hohlkreuz individuell therapiert. In den meisten Fällen sind die Beschwerden gut behandelbar. Jedoch lässt sich ein Hohlkreuz nicht heilen, sondern nur behandeln, sodass die Symptome abnehmen. Um eine Verschlimmerung zu verhindern, sollte ein Hohlkreuz nicht unbehandelt bleiben.
Besonders wichtig sind die regelmäßige sportliche Betätigung und das gezielte Training durch entsprechende Übungen. Denn sonst kann die Wirbelsäule wieder in die ungesunde Form zurückfallen und das Hohlkreuz dadurch stärker auftreten.
Demnach kann man das Hohlkreuz nicht einfach nach einer bestimmten Zeit wegtrainieren, sondern muss kontinuierlich auf die sportliche Betätigung und korrekte Wirbelhaltung achten.
Wie beugt man einem Hohlkreuz vor?
Ein Hohlkreuz lässt sich relativ leicht vermeiden, indem schon im frühen Kindes- und Jugendalter auf ausreichend Bewegung und sportliche Betätigung geachtet wird. So sollte eine Sportart, die Brust- und Rückenmuskulatur gleichmäßig beansprucht (wie beispielsweise Schwimmen oder Liegestütze) regelmäßig ausgeführt werden. Zudem sollten ergonomische Sitzmöglichkeiten und rückenschonende Matratzen genutzt werden.
Beim ersten Verdacht auf eine Hyperlordose sollte zeitnah ein Orthopäde aufgesucht werden, sodass rechtzeitig Maßnahmen getroffen werden können. Es muss darauf geachtet werden, dass sich die Haltung nicht unbemerkt verschlechtert und das Hohlkreuz somit stärker ausgeprägt wird.