Wie Rauchen dem Rücken schadet
Rückenschmerzpatienten, die das Rauchen aufgeben, verbessern ihre Therapiechancen. Noch besser ist es aber, gar nicht erst damit anzufangen: Forscher aus den USA haben eine Verbindung zwischen Sucht und Schmerz nachgewiesen.
Dass es einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Rückenschmerzen geben muss, ahnen Mediziner schon lange. So hatte bereits das Telefonische Gesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts 2003 mit 7.271 Teilnehmern ergeben, dass Raucher wie Exraucher im Vergleich zu Nichtrauchern eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an chronischen Rückenschmerzen zu leiden.
Macht Rauchen Rückenschmerzen oder machen die Schmerzen zum Raucher?
Das Risiko für die chronischen Beschwerden war dabei umso höher, je länger jemand geraucht hatte, während die Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten oder das Einstiegsalter keine Rolle spielten. Unklar war damals, ob das Rauchen ein Auslöser für die Kreuzschmerzen ist oder ob die Schmerzbelastung die Betroffenen zum Griff zur Zigarettenschachtel veranlasst hatte.
Eine 2012 veröffentlichte Studie US-amerikanischer Wirbelsäulen-Chirurgen deutet darauf hin, dass Ersteres der Fall ist. Die Wissenschaftler beobachteten insgesamt 5.300 Patienten mit Rücken- oder Beinschmerzen aufgrund von Wirbelsäulenproblemen über acht Monate hinweg.
Sie stellten fest, dass die Studienteilnehmer, die während des Beobachtungszeitraums mit dem Rauchen aufgehört hatten, größere Therapiefortschritte machten als diejenigen, die weiter rauchten.
Nikotin im Tabakrauch verschlimmert die Rückenschmerzen
Für die Raucher kommt es noch schlimmer: "Wer in dieser Studie das Rauchen aufgab, dem ging es besser. Wer weiter rauchte, machte statistisch gesehen keine Fortschritte, unabhängig von der Behandlung, die er bekam", kommentiert Studienautor Glenn R. Rechtine von der Universität Rochester (USA). Die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs werde durch das Rauchen dramatisch vermindert.
Schon zu Beginn der Studie berichteten die Raucher über größere Rückenschmerzen als die Nichtraucher. "Wir wissen, dass Nikotin Schmerzen verstärkt", erklärt Rechtine dazu. Seine Schlussfolgerung: Raucher mit einer schmerzhaften Rückenerkrankung brauchen Rauchentwöhnungsprogramme.
Ähnlich sehen das US-Wissenschaftler von der Northwestern University in Evanston. Sie brachten mit ihrer kürzlich veröffentlichten Untersuchung weiter Licht in die Zusammenhänge zwischen Rauchen und chronischen Rückenschmerzen. Demnach gibt es offenbar einen Zusammenhang zwischen Sucht und Schmerz.
Rauchstopp wirkte besser als entzündungshemmende Mittel
Die Forscher hatten Gesunde und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen im Verlauf eines Jahres zu fünf unterschiedlichen Zeitpunkten einer Magnetresonanztomografie (MRT) unterzogen und sie bei jeder Untersuchung zu ihren Beschwerden, ihrem Zigarettenkonsum sowie weiteren Gesundheitsfaktoren befragt.
Die MRT-Analysen zeigten bei Rauchern eine verstärkte Aktivität im Nucleus accumbens und im mittleren präfrontalen Cortex. Das sind zwei Hirnbereiche, die an Suchtverhalten und am Lernen beteiligt sind. Eine erhöhte Aktivität zwischen den beiden Hirnbereichen erlaubt nach Erkenntnissen aus der Studie Rückschlüsse darauf, wer chronische Rückenschmerzen hat und wer nicht.
Medikamentöse Therapien, beispielsweise mit entzündungshemmenden Mitteln, erleichterten zwar den Patienten den Umgang mit ihrer Erkrankung, veränderten aber nicht die Intensität der Aktivitäten zwischen den beiden Hirnarealen.
Dagegen nahm die Aktivität zwischen Nucleus accumbens und präfrontalem Cortex bei denjenigen Studienteilnehmern, die im Beobachtungszeitraum mit dem Rauchen aus eigenem Antrieb aufhörten, dramatisch ab, während gleichzeitig ihre Anfälligkeit für chronische Schmerzen sank.
Zigarette aus für weniger Rückenbeschwerden
Verhaltensänderungen wie Nichtraucher werden und die damit verbundenen Vorgänge im Gehirn könnten für eine effektive Prävention chronischer Rückenschmerzen und zur Schmerzlinderung genutzt werden, folgern die Studienautoren. "Drücken Sie Ihre Zigarette aus, wenn Sie chronische Rückenschmerzen vermeiden wollen", empfehlen sie in einer Mitteilung zu den Studienergebnissen.