Rückenschmerzen: Überraschende Auslöser
Nach wie vor gehen viele Ärzte davon aus, dass jedem Rückenschmerz eine unfallbedingte oder degenerative Veränderung der Wirbelsäule zugrunde liegt. "Doch bei 60 bis 80 Prozent der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen sind nicht die Bandscheiben die Ursache", sagt der renommierte Wirbelsäulenspezialist und Buchautor Dr. Martin Marianowicz. In der Bildergalerie erfahren Sie mehr!
Psychische Belastungen
"Eine der Hauptursachen für Rückenschmerzen ist Stress", erklärt der Orthopäde und Buchautor Dr. Martin Marianowicz aus München. Dieser führt zu einem erhöhten Muskeltonus, wodurch es zu Verspannungen im Rücken kommt.
Tipp: Methoden wie etwa die progressive Muskelentspannung können helfen, den Körper und den Geist zu entspannen. Auch Bewegung lockert die Muskulatur. "Nehmen Sie zum Beispiel statt des Lifts die Treppe", rät Marianowicz.
Nierenerkrankungen
Schmerzen im unteren Rücken können auch von Nierensteinen verursacht werden. "Die Beschwerden sind jedoch meist krampfartiger als etwa bei Bandscheibenproblemen", so Marianowicz. "Auch eine Nierenbeckenentzündung oder ein Tumor an der Niere kann dahinterstecken."
Tipp: "Ein guter Orthopäde sollte sich für das Patientengespräch ausreichend Zeit nehmen und nicht nur ein Röntgenbild machen", sagt der Spezialist. Denn nur so kann er über eine ausführliche Schmerzbeschreibung erkennen, was neben der Wirbelsäule noch die Ursache sein könnte.
Magen-Darm-Erkrankungen
Die Folge von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien sind nicht immer Verdauungsbeschwerden wie Durchfall. Durch Reizung der Nerven können so auch Verspannungen und Schmerzen im Rücken entstehen.
Tipp: Ein Test auf Unverträglichkeiten oder Allergien kann Licht ins Dunkel bringen. Bei positivem Befund hilft leider meist nur der Verzicht.
Herzkrankheit
"Wenn jemand immer wieder Beschwerden an der Brustwirbelsäule hat, muss man auch mal an das Herz denken", sagt der Rückenspezialist. Bei einer koronaren Herzkrankheit kann es zu einer Mangeldurchblutung kommen. "Der Patient spürt davon oft nichts, dafür aber eventuell Schmerzen im Rücken", erklärt Dr. Martin Marianowicz.
Tipp: Wenn der Orthopäde bei Beschwerden auf Höhe der Brustwirbelsäule keinen Befund feststellen kann, sollten Sie einen Herzspezialisten aufsuchen.
Myome in der Gebärmutter
Wucherungen, die in der Gebärmutter auftreten (Myome), quetschen manchmal die Nervenbahnen, die Rücken, Becken und Beine versorgen. So kann es zu Schmerzen im Rücken kommen. "Auch Zysten an den Eierstöcken können Beschwerden auslösen, die sich wie ein Bandscheibenvorfall anfühlen", so der Experte.
Tipp: Eine Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt zeigt, ob sich ein Myom oder eine Zyste dahinter verbirgt.
Verklebung des Bindegewebes
Faszien umhüllen als kollagenhaltiges Bindegewebe jeden Muskel sowie einzelne Muskelfasern und sorgen für die reibungslose Muskelbewegung. Bei Bewegungsmangel, einseitiger Beanspruchung oder Fehlhaltung, aber auch bei Überlastung kann das Gewebe regelrecht verkleben. Da es wie Spinnweben zusammenhängt, verhärten auch benachbarte Muskeln, was wiederum Rückenschmerzen herbeiführen kann.
Tipp: Verklebungen des Bindegewebes können unter anderem Osteopathen und Masseure gut lösen.
Falsche Hebetechnik
Manche müssen für ihre Arbeit schwer und häufig Gegenstände tragen und heben. Eine richtige Hebetechnik kann Schmerzen vorbeugen, weil sie durch eine gleichmäßige Belastung nicht nur die Bandscheiben, sondern den ganzen Bewegungsapparat schont. Achten Sie auf einen geraden Rücken, beugen Sie die Knie und greifen Sie mit beiden Händen zu. Heben Sie Dinge aus der Hocke heraus, gehen dabei aber nur so tief wie notwendig im jeweiligen Fall. Halten Sie Ihre Last nahe am Körper und wenn Sie etwas absetzen, achten Sie auch dann auf einen geraden Rücken.
Bewegungsmangel
Herumlümmeln in nachlässiger Haltung mag für die Psyche entspannend sein, aber nicht für die Rückenmuskulatur, die sich durch eine falsche Haltung verspannen kann. Also: Runter vom Sofa und raus in die Natur, aufs Fahrrad oder ins Schwimmbad. Bewegung entspannt und kräftigt die Rückenmuskulatur – die beste Prävention.
Falsche Matratze
Wenn Sie Ihrem Rücken Gutes tun wollen, legen Sie Wert auf eine gute Matratze und wählen Sie die Seiten- oder Rückenlage. Eine durchgelegene, zu harte oder zu weiche Matratze sowie eine ungünstige Schlafposition wie die Bauchlage können dagegen zu einem bösen Erwachen mit Rückenschmerzen führen.
Übergewicht
Zu viel Speck auf den Rippen macht der Wirbelsäule und den Gelenken zu schaffen: Rückenschmerzen sind oft die Folge. Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie etwas dagegen tun. Es muss keine rigorose Diät sein, aber seien Sie gegenüber Süßem so oft wie möglich standhaft und achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Bringen Sie außerdem mehr Bewegung in ihren Alltag. Das hilft beim Abnehmen und hält fit.
Keine Pausen am PC
Wer täglich Stunden vor dem PC verbringt, läuft Gefahr, sich schmerzhafte Verspannungen der Rückenmuskulatur einzuhandeln. Passen Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch an beispielsweise in Bezug auf Sitz- und Tischhöhe, Monitor-Platzierung und Neigungswinkel der Tastatur. Legen Sie außerdem immer mal wieder eine Pause ein, in der Sie sich dehnen, aufstehen und herumlaufen.
Anomalien der Wirbelsäule
Auch Wirbelsäulenanomalien wie eine Skoliose (Bild) können langfristig zu Beschwerden führen - auch wenn die Betroffenen früher frei von Rückenschmerzen waren.
Nach wie vor gehen viele Ärzte davon aus, dass jedem Rückenschmerz eine unfallbedingte oder degenerative Veränderung der Wirbelsäule zugrunde liegt. "Doch bei 60 bis 80 Prozent der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen sind nicht die Bandscheiben die Ursache", sagt der renommierte Wirbelsäulenspezialist und Buchautor Dr. Martin Marianowicz. In der Bildergalerie erfahren Sie mehr!
- Schmincke, C.: Was krank macht – die Frage nach den Ursachen. In: Chinesische Medizin für die westliche Welt. Springer, Berlin, Heidelberg, 2019
- Online-Informationen des Osteoporose Diagnostik- und Therapiezentrums München: Daichendt, Dietmar: Symptome: https://www.osteoporosezentrum.de/symptome-von-osteoporose-symphtome-osteoporose-schleichender-knochenschwund-rueckenschmerz-rueckenschmerzen-witwenbuckel/ (Abruf 01/2020)
- Online-Informationen des berufsverbands der Frauenärzte e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: RÜCKENSCHMERZEN BEI OSTEOPOROSE: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/rueckenschmerzen/rueckenschmerzen-bei-osteoporose/ (Abruf 01/2020)
- RÜCKENSCHMERZEN IM ZUSAMMENHANG MIT DEN WECHSELJAHREN: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/rueckenschmerzen/rueckenschmerzen-im-zusammenhang-mit-den-wechseljahren/ (Abruf 01/2020)
- Online-Informationen des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft – Krebsinformationsdienst: Symptome und Diagnostik: Wie machen sich Knochenmetastasen bemerkbar?: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/metastasen/knochenmetastasen-symptome.php (Abruf 01/2020)