Putzen und Gärtnern machen den Rücken krumm
Hausarbeit sollte dank moderner Technik für den Rücken kein Problem darstellen. Doch weit gefehlt. Nicht alle Putzgeräte entsprechen rückenfreundlichen Anforderungen. Und auch im Garten gibt es Fallstricke für den Rücken.
„Auch der stärkste Rücken wird irgendwann krumm und schmerzt, wenn er sich dauernd verbiegen muss", stellt Dr. Dietmar Krause, Ergonomieexperte beim DGK in Marburg, fest. Besonders belastende Tätigkeiten im Haushalt sind Fensterputzen, Staubsaugen oder Wischen. Mit dem richtigen Arbeitsgerät ließen sich manche Belastungen vermeiden. „Wichtig ist vor allem, dass sich die Gerätschaften an den Nutzer anpassen und nicht umgekehrt", rät Krause. Deshalb sollte bei einem Wischgerät zum Beispiel der Stiel verlängert werden können. Denn kein Mensch gleicht dem anderen.
Was einen rückengerechten Staubsauger ausmacht
Haushaltsgeräte wie ein Staubsauger stellen schon deutlich komplexere Anforderungen an die Rückenfreundlichkeit: Das Saugrohr sollte möglichst lang sein, um auch schwer zugängliche Flächen unter Betten oder an der Zimmerdecke leicht zu erreichen. Gleichzeitig muss sich das Saugrohr einfach und schnell auf die individuelle Arbeitshöhe anpassen lassen. Durch eine integrierte, flexible Schlauchverlängerung kann man z. B. beim Arbeiten auf Treppen den Staubsauger unten stehen lassen.
Staubsauger auf Rollen sind rückenfreundlicher als Geräte, bei denen die Gesamtlast über den Griff zu bedienen ist. Die Rollen sollten sich leicht lenken und rundum drehen lassen. Der Griff sollte so geformt sein, dass die Hand locker von oben zugreifen kann, ohne im Handgelenk abzuknicken. Eine bewegliche Anbringung des Saugschlauches ermöglicht ergonomische Bewegungsabläufe und entlastet das Handgelenk zusätzlich. Filterboxen sollten leicht zugänglich und ein Wechsel ohne Verrenkungen möglich sein. Häufig benutztes Zubehör sollte leicht erreichbar sein.
Richtige Haltung beim Putzen lässt sich lernen
„Das Ganze bringt natürlich nur etwas, wenn der Nutzer das Gerät auch richtig einstellt und beim Putzen auf eine gute Haltung achtet", erklärt Krause. Deshalb sind Grundkenntnisse über die richtige Arbeitshaltung notwendig.
Gartenarbeit ohne Rückenschmerzen – geht das?
Es ist ein Rückenschmerz-Klassiker: Nach Monaten der Garten-Abstinenz geht es wieder los mit dem Harken, Jäten, Pflanzen, Schneiden – alles im Bücken oder Knien. So kommt es, dass nach einem arbeitsreichen Tag im Gemüsegarten oder am Blumenbeet Kreuz oder Nacken schmerzen – oder sogar der ganze Rücken brennt.
Was zu beachten ist, damit sich Gartenarbeit nicht in Rückenschmerzen niederschlägt, weiß Sportwissenschaftler Ulrich Kuhnt, Vorstandsmitglied im Bundesverband deutscher Rückenschulen und Gründer der Rückenschule in Hannover. Die Aktion Gesunder Rücken hat ihn zum Thema "Rückengerecht Gärtnern" befragt:
Herr Kuhnt, Zupfen, Säen und Schneiden gelten nicht gerade als rückenfreundlich. Gärtnern ohne Rückenschmerzen - geht das denn überhaupt?
U. K.: Grundsätzlich ist Gartenarbeit nicht schädlich für den Rücken. Im Gegenteil: . Die Muskeln werden trainiert, man bleibt in Schwung. Entscheidend aber ist immer die geistige Einstellung. Hier gilt es, Stress und falschen Ehrgeiz zu vermeiden. Freude und Spaß sollten im Vordergrund stehen.
Worauf sollte ich achten, damit die Gartenarbeit rückenfreundlicher wird?
U. K.: Nicht selten wird beim Gärtnern eine falsche Körperhaltung eingenommen. Statt beim Bücken und Heben die Wirbelsäule zu strecken wird sie über einen längeren Zeitraum gekrümmt. Auch eintönige Arbeiten über Stunden können unangenehme Folgen haben. Es ist wichtig, sich die Bewegungsabläufe beim Gärtnern bewusst zu machen und diese möglichst rückenfreundlich zu gestalten.
Wie das geht? Erstens: Auf Haltungs- und Bewegungsmuster achten. Beim Heben oder Tragen beispielsweise eines schweren Blumentopfs sollte die Beinmuskulatur zum Einsatz kommen und Drehbewegungen im Rücken vermieden werden. Schwere Lasten kann man verteilen, indem man beispielsweise zwei kleine Gießkannen trägt statt einer großen. Beim Äste schneiden in Bodenhöhe empfiehlt es sich, in die Hocke zu gehen, um den Rücken nicht dauerhaft zu krümmen. Bei längeren, gebückten Arbeiten, etwa beim Unkrautzupfen, sollte man sich hinknien.
Zweitens: Jeder sollte sich zunächst bewusst werden, wie er an die Arbeit herangeht. Ich empfehle, sich erst einmal warmzulaufen und leichte Dinge zu erledigen, um sich nicht gleich zu stark zu belasten. Meine Botschaft: wenig Statik, viele dynamische Bewegungen, abwechselnde Tätigkeiten. Zudem sollte keiner den Anspruch haben, an einem Tag alles fertig stellen zu müssen. Die Gartenarbeit soll schließlich keine Belastung sein, sondern eine wohltuende körperliche Aktivität.
Welche Gartengeräte sind für den Rücken empfehlenswert?
U. K.: Möglichst mit rückengerechten Gartengeräten arbeiten. Das heißt, ausreichend lange Stiele oder Teleskopstiele einsetzen, die sich individuell auf die jeweilige Körpergröße einstellen lassen. Diese erleichtern die aufrechte Haltung des Rückens. Sie sollten außerdem nicht zu schwer sein. Empfehlenswert ist ein leichtes Material. Auch sollte das Spatenblatt eher etwas kleiner sein, um nicht unnötig viel Erdreich auf einmal bewegen zu müssen.
Welche Geräte erleichtern das Umgraben und Boden auflockern?
U. K.: Auch beim Unkraut jäten, Harken, Zwiebeln stecken oder Schaufeln sind ergonomische Werkzeuge Trumpf. Entlastend für den Rücken sind beispielsweise Werkzeuge mit geschwungenen Griffformen.
Was mache ich, wenn ich merke, dass ich durchs Gärtnern Rückenschmerzen bekomme?
U. K.: In dieser Situation sollte die Körperhaltung oder die Arbeitsbelastung gewechselt werden. Besonders rückenbelastende Tätigkeiten, etwa das Tragen von Torfsäcken, Schieben einer Schubkarre, Ausgraben von Wurzeln, Umgraben eines Beetes sind zu unterbrechen oder zu beenden. Entlasten Sie Ihren Rücken durch Hinsetzen auf eine Bank oder Ausruhen im Liegestuhl.