Ischiasschmerzen: Wenn der größte Nerv Ärger macht
Der Ischiasnerv ist der größte und dickste Nerv des Menschen. Manchmal macht er ohne Vorwarnung den Alltag zur Qual: Durch eine falsche Bewegung strahlt auf einmal ein stechender Schmerz im Rücken bis ins Bein aus. Wir erklären, was gegen Ischiasschmerzen helfen kann.
Die Fasern des Ischiasnervs (Nervus ischiadicus) stammen aus mehreren Wurzeln im untersten Teil der Wirbelsäule. Genau dort sitzt in der Regel die Ursache der Ischiasschmerzen. "Wenn eine dieser Nervenwurzeln durch Kompression, meist durch einen Bandscheibenvorfall, geschädigt wird, verursacht das Schmerzen, die vom Bereich der Lendenwirbelsäule über das Gesäß an der Außenseite des Beines entlang strahlen und manchmal bis in den Fuß reichen können", sagt Professor Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Sehr häufig sei die Nervenwurzel zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem ersten Kreuzbeinwirbel betroffen. Auch verdickte Wirbelgelenke durch Abnutzung, Bandscheibenvorfall oder untrainierte Muskeln können Ursachen sein.
Wärme, Tabletten und Schonhaltung gegen Ischiasschmerzen
"Wichtig ist, rasch den Druck vom Nerv zu nehmen, sodass sich die Schwellung zurückbildet", erklärt Bernd Kladny von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). "Wenn man keine Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen hat, normal Wasser lassen kann und Stuhlgang hat, dann kann man in der Akutphase die Beschwerden zunächst symptomatisch mit Schmerztabletten behandeln", sagt er. Außerdem legt sich der Betroffene am besten so hin, dass Knie und Hüftgelenk jeweils einen rechten Winkel bilden. Das entlastet die Wirbelsäule.
"Im Akutfall hilft Wärme ganz gut", ergänzt Professor Joachim Nadstawek, Vorsitzender des Berufsverbandes der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland. "Legen Sie sich auf ein Heizkissen oder auf ein Kirschkernkissen." Wer "nur" Schmerzen im Ischias und keine neurologischen Ausfallerscheinungen habe, könne die Entwicklung ein paar Tage beobachten, bevor er zum Arzt geht, fügt Diener hinzu.
Lähmungen und Taubheit sind häufige Begleitsymptome
Neurologische Ausfälle sind allerdings oft typische Begleiter des Ischiasschmerzes. "Die Betroffenen haben ein taubes Gefühl im Bein, können nicht auf den Zehenspitzen stehen, oder der Achillesfersenreflex ist beeinträchtigt", erläutert Diener. Dann ist der Arzt gefragt. In der Regel verlässt der Patient die Sprechstunde mit einer Verordnung für Physiotherapie. So schnell wie möglich wieder voll beweglich sein, das ist die Devise. "In der Wärme wird ergonomisch günstige Körperhaltung und richtiges Heben von Lasten vermittelt. Dazu kommen Beweglichkeitsübungen für die Wirbelsäule und Training für die Rückenmuskulatur", erklärt Diener.