Computeranimation einer menschlichen Nervenzelle
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Chronische Rückenbeschwerden durch Schmerzkrankheit

Forscher entdecken Ursache für Fibromyalgie

Von: Monika Preuk (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.05.2020

Die Schmerzkrankheit Fibromyalgie gilt als eingebildete Krankheit. Patienten haben muskelkaterartige Schmerzen, aber von außen ist kein Grund dafür erkennbar. Erst vor wenigen Jahren haben Forscher entdeckt, dass bei den Betroffenen tatsächlich Nerven kaputt sind.

Fibromyalgie wird von Ärzten oft nicht richtig erkannt oder auch nicht ernst genommen. Bislang war keine organische Ursache für die muskelkaterartigen Schmerzen im ganzen Körper bekannt. Ein Würzburger Forscherteam hat 2015 erstmals Beweise gefunden, die die Schmerzen erklären: "Wir haben bei Patienten mit einem Fibromyalgie-Syndrom deutliche Zeichen für eine Schädigung der kleinen Nervenfasern nachgewiesen", sagt Neurologin Claudia Sommer von der Uniklinik Würzburg. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Brain" veröffentlicht.

Fibromyalgie-Patienten haben häufig auch Depression

Das Wissenschaftlerteam um Sommer hat Patienten mit Fibromyalgie sowie eine Kontrollgruppe mit unter Depressionen leidenden Menschen untersucht. Hintergrund ist, dass Fibromyalgie-Patienten häufig auch depressiv sind. Die Forscher haben die Heiß-Kalt-Wahrnehmung und die Schmerzschwellen der Haut überprüft sowie die winzigen Nervenfasern der Haut unter dem Mikroskop untersucht.

Bekannte Ursache könnte zur Verbesserung der Therapie führen

"Alle drei Methoden haben gezeigt, dass insbesondere die schmerzleitenden Nerven der Patienten betroffen sind. Wir denken, dass das ein sehr harter und ziemlich eindeutiger Befund ist", so Sommer. Die Depressions-Patienten wiesen diese Störungen nicht auf.

"Das Besondere daran ist, dass die allgemeine Lehrmeinung bislang war, dass bei den Patienten nicht das peripheren Nervensystem betroffen ist", sagt Sommer. Experten von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie sehen diese Forschung als positive Nachricht. "Das ist spannend, weil es mit einem diagnostischen Zugang auch therapeutische Optionen eröffnet", erklärt Präsident Gerhard Müller-Schwefe.

Ähnliche Schäden treten auch bei Nervenentzündung auf

Eine eindeutige Diagnose ist Sommer zufolge allein dadurch jedoch immer noch nicht möglich, weil diese Nervenschäden auch bei Störungen wie Nervenentzündungen aufträten. Fibromyalgie wird über mehrere Symptome definiert – dazu gehören Schmerzen in mehreren Körperregionen, Druckempfindlichkeit, Schlaf- und Verdauungsstörungen und depressive Verstimmungen. "Wenn jetzt unser Test dazu gemacht würde, kann das die Diagnosestellung künftig sicherer machen", sagte Sommer. Dazu seien weitere klinische Studien nötig.

"Mittelfristig können unsere Ergebnisse dazu beitragen, dass Fibromyalgie nicht mehr als rein psychogene Erkrankung stigmatisiert wird, was recht viele Ärzte tun", hofft die Medizinerin. Je mehr Studien wie diese existierten, desto mehr werde Fibromyalgie als Krankheit akzeptiert und den Patienten in der Folge mit weniger Vorurteilen begegnet. Bislang waren keine organischen Ursachen für die Beschwerden gefunden worden.

Fibromyalgie nicht mit Rheuma verwechseln

Unter der oft mit Rheuma verwechselten Erkrankung leiden der Uni Würzburg zufolge rund zwei bis vier Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen sind Frauen. Fibromyalgie macht sich durch Schmerzen bemerkbar, die in allen Teilen des Körpers auftreten können. Typischerweise sind von den Beschwerden Rücken und Nacken betroffen, aber auch die Schultern und andere Gelenke können schmerzen. Anders als bei Rheuma werden die Gelenke aber auf Dauer nicht davon in Mitleidenschaft gezogen.

Schmerzmittel und Bewegung gegen Fibromyalgie

Fibromyalgie kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Die Schmerzen plagen Betroffene oft schubweise. Sind sie sehr stark, sollten Schmerzmedikamente eingenommen werden. Denn die Schmerzen verursachen eine Schonhaltung, die wiederum zu stärkeren Problemen führen kann. Auch moderate Bewegung hat sich gegen Fibromyalgie bewährt, etwa Schwimmen und Nordic Walking.

Eine Verhaltenstherapie, um den Umgang mit starken Schmerzen zu lernen, hat sich in schweren Fällen ebenfalls als erfolgreich erwiesen. Es ist also nicht nur eine Therapieform bei Fibromyalgie sinnvoll, sondern mehrere. Das bezeichnet der Arzt als multimodale Therapie.