Rückenansicht einer Frau, die sich den Rücken stützt
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Wenig bekannte Ursache von Rückenschmerzen

Facettensyndrom – was ist das und was hilft?

Von: Monika Preuk (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.05.2020

Die Facettengelenke verbinden jeweils zwei Wirbel. Arthrose und Bandscheibenprobleme können sie beschädigen, ein Facettenyndrom bildet sich mit massiven Rückenschmerzen. Spezielle Übungen können helfen, im schlimmsten Fall eine Operation.

Oft ist es schwierig, die genaue Ursache für Rückenschmerzen zu finden. Facettengelenke sind dabei den meisten Betroffenen unbekannt. Doch die kleinen Verbindungsstellen spielen eine wichtige, im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle für den Rücken.

Die Facettengelenke verbinden die Fortsätze der Wirbelbögen von jeweils zwei benachbarten Wirbeln nach oben und unten. Sie liegen also rechts und links hinter den Wirbeln, bestehen aus einer Gelenkkapsel, haben eine dicke Knorpelschicht und sind mit Nerven durchzogen. Die Facettengelenke tragen bis zu einem Fünftel des Gewichts, das auf der Wirbelsäule lastet

Darum ist das lumbale Facettensyndrom am häufigsten

Sind sie beschädigt, führt das zu starken, oft chronischen Rückenschmerzen. Je nachdem, welche Facettengelenke Probleme bereiten, wird das Facettensyndrom medizinisch eingeteilt in

  • zervikales Facettensyndrom (Halswirbelsäule, HWS),
  • thorakales Facettensyndrom (Brustwirbelsäule, BWS) und
  • lumbales Facettensyndrom (Lendenwirbelsäule, LWS).

Dabei werden die an der Wirbelsäule weiter unten sitzenden Facettengelenke am stärksten belastet. Das lumbale Facettensyndrom ist durch diesen Umstand wesentlich häufiger als das zervikale oder das thorakale.

Facettensyndrom: typische Symptome

Typisch für das Facettensyndrom sind Schmerzen, die vor allem beim Strecken und nach hinten Beugen entstehen, also zum Beispiel bei Arbeiten, die über dem Kopf ausgeführt werden. Außerdem können die Beschwerden in Hüfte und Beine ausstrahlen.

Weil die Facettengelenke vor allem in der LWS so stark beansprucht werden, können sie sich abnutzen. Arthrose bildet sich. Das bedeutet:

  • Der Knorpel der Facettengelenke verschleißt (Abnutzung, Degeneration). Das führt zu den typischen Schmerzen.

  • Um diesen Verschleiß auszugleichen, bildet das Facettengelenk knöcherne Anbauten und mehr Gelenksflüssigkeit.

  • Dadurch kann sich die Gelenkkapsel erweitern, es bilden sich Facettengelenkszysten. Diese Zysten können bis zum Wirbelkanal reichen und dort Nerven behindern.

Zusätzlich beeinträchtigt es die Facettengelenke, wenn sich Wirbel und Bandscheiben verändern. Der Druck auf sie wird dadurch größer und das Risiko für Arthrose steigt.
 

Diagnose: So stellt der Arzt das Facettensyndrom fest

Die genaue Beschreibung der Schmerzen und manuelle Untersuchung sind wichtige Pfeiler zur Diagnose des Facettensyndroms. Beim Abtasten der Wirbelsäule fällt eine starke Druckempfindlichkeit an der Stelle auf, an der das Facettengelenk verändert ist. Weitere Diagnosemittel umfassen:

  • Ultraschall
  • Röntgen
  • Computertomographie (CT) und
  • Magnetresonanztomographie (MRT).

Etagendiagnostik bei Facettensyndrom

Allerdings zeigen auch die bildgebenden Verfahren nicht immer mit Sicherheit, ob und welche Facettengelenke betroffen sind. Denn oftmals löst das Facettensyndrom keine Beschwerden aus. Sind mehrere Facettengelenke betroffen, kann der Arzt also allein durch diese Untersuchungen nicht eindeutig feststellen, welches Gelenk die Schmerzen verursacht.

Weitere Klarheit bringt dann die Injektion von einem Lokalanästhetikums in die einzelnen Facettengelenke (Etagendiagnostik). Damit wird nacheinander und schrittweise überprüft, welches Facettengelenk für die Beschwerden verantwortlich ist.

Therapie reicht von Übungen bis zur Injektion

Zu allererst wird der Arzt bei bestehendem Facettengelenksyndrom Physiotherapie mit passenden Übungen sowie entzündungshemmende Medikamente verordnen, etwa Ibuprofen und Diclofenac. Zu den Übungen, die sich bei einem Facettensyndrom eignen, gehören:

  • Alle Übungen im Rahmen der Rückenschule
  • Übungen, die Bauch und Rückenmuskeln aufbauen
  • Sportarten wie Rückenschwimmen und Tanzen

Reichen dieses Maßnahmen nicht aus, kann der Arzt beispielsweise Kortison in unmittelbarer Nähe zum betroffenen Gelenk einspritzen (Injektionstherapie).

Behandlung des Facettensyndroms mit Denervation und Operation

Nur wenn all diese Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, ist die sogenannte Facettendenervation sinnvoll. Dabei wird der Nerv, der am Facettengelenk für die Weiterleitung der Schmerzreize verantwortlich ist, für eine Zeit lang ausgeschaltet. Dies geschieht durch Hitze mit 80 Grad (Thermotherapie) oder Kälte von minus 60 Grad (Kryotherapie). Die Therapie ist ambulant und ohne Narkose.

Der zu behandelnde Bereich wird zuerst lokal betäubt. Danach führt der Arzt unter Röntgenkontrolle eine Hohlnadel zu dem betreffenden Nerv. Über die Nadel verabreicht der Mediziner zuerst nochmals ein Lokalanästhetikum, danach führt er eine Kryo- oder Thermosonde über die Hohlnadel zum Nerv. Hitze und Kälte bewirken, dass bestimmte Moleküle im Nerv zugrunde gehen.

Der Nerv im Ganzen bleibt bestehen, kann aber die Schmerzsignale nicht mehr weiterleiten, wodurch der Schmerz durch das Facettensyndrom verschwindet. Diese Wirkung hält bis zu zwei Jahre an, dann hat sich der Nerv soweit regeneriert, dass er wieder normal arbeitet.

Meist sind die Schmerzen nach der Facettendenervation verschwunden. Trifft das nicht zu, kann als letzte Therapiemöglichkeit eine Operation helfen. Dabei versteift der Arzt die Wirbel, zwischen denen die betroffenen Facettengelenke sitzen.

Ausschlaggebend für den Erfolg einer Behandlung des Facettensyndroms sind zwei Faktoren:

  • die Ausprägung bestehender Schäden, etwa an der LWS

  • der Zustand der Bauch- und Rückenmuskulatur. Starke Muskeln stützen die Wirbelsäule wie ein Korsett und entlasten damit auch Facettengelenke.

Übungen bei Facettensyndrom und zur Vorbeugung

Besonders empfehlenswert bei einem Facettensyndrom sind folgende Übungen für die Rückenmuskulatur, die Sie aber bitte nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten durchführen:

Flieger: Sie befinden sich im Vierfüßlerstand auf einer Matte. Strecken Sie nun den rechten Arm geradeaus, zusätzlich das linke Bein nach hinten. Ziehen Sie dabei Ihren Bauchnabel zur Wirbelsäule und fallen Sie nicht ins Hohlkreuz! Wechseln Sie nun zu linkem Arm und rechtem Bein. Machen Sie sich dabei möglichst lang. Mehrmals wiederholen und einige Sekunden in der Streckung verbleiben.

Seitlicher Armstand: Legen Sie sich auf die Seite und stützen Sie sich auf den Unterarm. Strecken Sie den anderen Arm gerade in die Luft. Die Beine sind gestreckt, die Schultern nach hinten gebeugt. Heben Sie nun das Becken an, so dass der Körper von den Fersen bis zum Kopf eine Linie in einem etwa 30 Grad-Winkel zum Boden bildet. Heben Sie nun das ausgestreckte obere Bein etwas an, halten Sie diese Stellung und legen Sie es danach ab. Nun auf die andere Seite legen und den Armstand erneut ausführen.