Chronischen Rückenschmerzen zu Leibe rücken
Die Unterscheidung von akuten und chronischen Rückenschmerzen hat für die Therapie und den zu erwartenden Krankheitsverlauf eine große Bedeutung. Die Behandlung chronischer Rückenschmerzen ist deutlich komplexer.
Kommt ein Patient mit Rückenschmerzen in die ärztliche Praxis, führt der Arzt zunächst eine gründliche Befragung nach der Art und Dauer der Beschwerden sowie eine körperliche Untersuchung durch. Dabei will er unter anderem herausfinden, ob es sich um akute oder chronische Rückenschmerzen handelt. Für den weiteren Krankheitsverlauf und die Behandlung hat diese Unterscheidung große Bedeutung.
Von chronischen Rückenschmerzen spricht man, wenn die Schmerzen mehrere (drei bis sechs) Monate immer wieder oder auch anhaltend quälen. Andere Experten nennen Rückenbeschwerden bereits ab einer Dauer von sieben Wochen chronisch.
Wenn der Schmerz keine Warnfunktion mehr erfüllt
Während akuter Schmerz eine wichtige biologische Funktion erfüllt, indem er dem Gehirn ein Warnsignal sendet, um es auf schädliche Reize oder Störungen hinzuweisen, hat der chronische Rückenschmerz diese Warnfunktion oftmals verloren. Er gilt unter Medizinern inzwischen selbst als eine Art Krankheit, bei der dem Gehirn Schmerzinformationen vermittelt werden, selbst wenn kein auslösender Reiz mehr vorhanden ist.
Akute Schmerzen zeigen oft schnell eine Tendenz zur Besserung. So gehen akute Rückenschmerzen in neun von zehn Fällen rasch durch die Behandlung zurück oder bessern sich sogar, ohne dass überhaupt eine Therapie stattfand. Bei fünf bis zehn Prozent aller Rückenschmerzpatienten jedoch kommt es zur Chronifizierung der Schmerzen, sodass eine weitergehende Diagnostik und Therapie notwendig wird.
Gründe für chronische Rückenschmerzen sind vielfältig
Die Ursachen für chronische Rückenschmerzen sind sehr divers. Dahinterstecken können zum Beispiel Arthrose, Psoriasis-Arthritis, Rheuma sowie Osteoporose und angeborene Fehlstellungen der Wirbelsäule, aber auch lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs. Daneben spielen die Gene eine Rolle. Die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses verschärft die Problematik chronischer Rückenschmerzen zusätzlich. Dabei "merken" sich Nervenzellen den Schmerzreiz und lösen ihn auch aus, wenn gar kein Grund mehr dafür besteht.
Häufige Formen von chronischen Schmerzen:
- Kopfschmerzen (Migräne, Spannungskopfschmerz)
- Rückenschmerzen
- Tumorschmerzen
- Neurogene Schmerzen ("Nervenschmerzen" aufgrund einer Schädigung von Nerven hierzu zählen Phantomschmerzen nach Amputation von Gliedmaßen sowie anhaltende Schmerzen nach Operationen oder Erkrankungen des Nervensystems, z.B. Gürtelrose)
- rheumatische Schmerzen (rheumatoide Arthritis, Fibromyalgie)
- Schmerzen bei degenerativen Erkrankungen (Osteoporose, Arthrose)
- Fibromyalgie (chronische Weichteilbeschwerden, die nicht mit entzündlichen Veränderungen einhergehen)
- Psychogene Schmerzen (Schmerzen, bei denen keine erkennbare körperliche Ursache vorliegt)
Viele Betroffene gehen trotz ihrer Beschwerden nicht zum Arzt aus Angst vor den Konsequenzen oder weil sie die Symptome herunterspielen. Andere wiederum wechseln ohne Erfolg von einem Arzt zum nächsten. Gerade wenn keine körperliche Ursache für Schmerzen festgestellt werden kann, sind manchmal auch Experten hilflos. In diesem Fall sollte die Überweisung zum Spezialisten erfolgen. Bei rechtzeitiger und adäquater Behandlung kann einem Großteil der Patienten mit chronischen Schmerzen geholfen werden.
Behandlung chronischer Rückenschmerzen
Um der sogenannten Chronifizierung von Rückenschmerzen entgegenzuwirken, eignen sich spezielle Medikamente. Sind die Schmerzen bereits chronisch geworden, kann eine multimodale Therapie helfen. Sie konzentriert sich nicht nur auf einen Auslöser, sondern hat mehrere Behandlungsbausteine im Blick - etwa das Seelenleben und die Arbeitswelt von Betroffenen. Daneben haben sich zum Beispiel Yoga und Akupunktur zur Behandlung chronischer Rückenschmerzen bewährt.
Viele Betroffene wissen aus eigener Erfahrung: Die Therapie chronischer Rückenschmerzen ist oft ein langwieriger Prozess. Eine „einfache“ Therapie mit Schmerzmitteln reicht bei weitem nicht aus, um die chronischen Schmerzen zu beseitigen.