Rückenschmerzzentren: Spezialisten für chronischen Schmerz
Viele Rückenschmerz-Patienten erleben eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt und einer Therapie zur nächsten. Oft finden sie erst in spezialisierten Rückenschmerzzentren Hilfe.
Rückenschmerzen sind einer der häufigsten Gründe für den Besuch beim Arzt. Schätzungen zufolge leidet jeder zehnte Bundesbürger an behandlungsbedürftigen Rückenbeschwerden und fühlt sich dadurch in seinem Alltag mittelgradig bis schwer beeinträchtigt. Eine eindeutige Diagnose für die Ursache ihres Rückenschmerzes bekommen die wenigsten.
Auch für die Sozialkassen bedeutet das eine große Belastung: Geschätzte 25 Milliarden Euro bringen Krankenkassen und Rentenversicherung jedes Jahr für Rückenschmerz-Patienten auf, davon allein 17 Milliarden Euro für Folgekosten wie Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Vielen Betroffenen könnte schneller geholfen werden, wenn sie sich früher an Spezialisten wenden und gezielte Behandlungsprogramme in Anspruch nehmen würden.
Rückenschmerz-Medikamente allein reichen nicht
Stattdessen schlucken nicht wenige Patienten mit chronischem Rückenschmerz ausschließlich Schmerzmittel gegen ihre Beschwerden. Eine Behandlung mit Medikamenten allein reicht aber nicht aus, um ein chronisches Rückenleiden langfristig in den Griff zu bekommen. Darauf weisen Experten hin. Vielmehr liegen einem chronischen Rückenleiden meist viele Einflussfaktoren zugrunde, die ein multimodales, d.h. ein auf mehreren unterschiedlichen Behandlungsansätzen beruhendes Therapiekonzert nötig machen.
Die verschiedenen Behandlungsmethoden müssten dabei in ihrer Anwendung speziell auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten sein und nach festen Regeln koordiniert eingesetzt werden, betont Dr. Klaus Strick vom Schmerzzentrum Köln. Nach den Worten des Schmerzexperten erfordert eine erfolgsorientierte Behandlung zudem, dass die Ergebnisse der Therapie regelmäßig kontrolliert werden und die beteiligten Therapeuten untereinander und mit dem Patienten im ständigen Informationsaustausch stehen, um gegebenenfalls die Therapie anzupassen.
Was können Rückenschmerzzentren leisten?
Rückenschmerzpatienten frühzeitig und wirksam zu behandeln, ist das erklärte Ziel der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS). Ihr Konzept: Die fachrichtungsübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Schmerzspezialisten unter einem Dach, die sogenannte integrierte Versorgung der Betroffenen in spezialisierten Schmerzzentren.
Bundesweit existieren mittlerweile 23 solcher Rückenschmerzzentren. Ihr Angebot richtet sich an gesetzlich Versicherte, die sich wegen anhaltender Rückenschmerzen bereits seit längerer Zeit in ärztlicher Behandlung befinden, mindestens vier Wochen arbeitsunfähig und nicht schmerzfrei sind. In einem vier- bis maximal achtwöchigen Intensivprogramm durchlaufen die Betroffenen verschiedene Therapieformen und werden dabei individuell von Haus- und Fachärzten, Schmerz-, Psycho- und Physiotherapeuten betreut. Schmerzmedikamente und Mittel zur Muskelentspannung werden - zugeschnitten auf den jeweiligen Einzelfall - mit Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und Training zur Verbesserung von Koordination, Kraft und Ausdauer kombiniert.
Rückenschmerzzentren ziehen positive Bilanz
Eine erste Auswertung nach der Behandlung von rund 700 Patienten in Rückenschmerzzentren mit integrierter Versorgung ergab, dass neun von zehn Patienten nach acht Wochen wieder arbeitsfähig waren. Bei der Behandlung außerhalb der Schmerzzentren kehrt dagegen erfahrungsgemäß nur gut ein Drittel der Patienten nach einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Monaten an den Arbeitsplatz zurück. Ein Grund dafür, so Dr. Klaus Strick, sei die Tatsache, dass die Schmerztherapie außerhalb von Zentren oft nicht konsequent zu Ende geführt würde. Die Patienten flüchteten dann frustriert in die nächste Behandlung.
Der Aufwand und die Anstrengungen lohnen sich
Ein "Spaziergang" sind die Therapieprogramme in einem Rückenschmerzzentrum nicht. Die Behandlung ist intensiv und zeitaufwändig und fordert den Patienten einige Anstrengungen ab. Das ist allerdings auch notwendig. Die bei der Therapie erlernten Verhaltensweisen müssen durch wiederholtes Training gefestigt werden, sodass sie auch nach Abschluss der Behandlung wirksam bleiben. Doch der Aufwand lohnt allemal: Am Ende winkt die Rückkehr in die berufliche Tätigkeit.
Eine Übersicht über Schmerzzentren in Deutschland finden Sie auf den Internetseiten der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie.