Manuelle Therapie – was ist das?
Manuelle Therapie erlaubt die Behandlung von Beschwerden wie Blockaden und Verspannungen der Muskeln. Was steckt hinter dieser Physiotherapie-Art?
Die manuelle Therapie (MT) ist eine Form der Physiotherapie und kann helfen, Rückenschmerzen und andere Probleme mit dem Bewegungsapparat zu lindern. Sie wird mit den Händen durchgeführt und beinhaltet eine Reihe von speziellen Handgriffen und Mobilisationstechniken. Aber was genau steckt dahinter und was wird bei der Behandlung gemacht?
Was ist eine manuelle Therapie?
Der Begriff Manuelle Therapie umfasst allgemein eine Gruppe von – teilweise schwer voneinander abgrenzbaren – Behandlungsmethoden, die der Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates dienen. Ziele der Therapie sind meist
- Die Aufhebung von Blockaden (z.B. ISG-Blockade)
- Die Lockerung von Verspannungen der Muskeln
- Dehnungen, bei denen der Manualtherapeut diese Körperregionen des Patienten bewegt
Dabei werden – etwa im Gegensatz zur Krankengymnastik – ausschließlich die Hände eingesetzt.
Der Begriff Manuelle Therapie ist nicht gesetzlich geschützt und umfasst im weiteren Sinne viele Methoden aus der Alternativmedizin, von denen einige eher esoterisch sind, wie etwa Theorien von „Energieströmen“ im Körper. Im engeren Sinne versteht man unter Manueller Therapie eine gesetzlich geschützte und staatlich anerkannte Zusatzausbildung von Ärzten und Physiotherapeuten. Diese Form der Manuellen Therapie wird im Folgenden näher betrachtet.
Wer darf eine Manuelle Therapie durchführen?
Das Praktizieren der Manuellen Therapie im engeren Sinne ist nur zwei Berufsgruppen erlaubt: Ärzten und Physiotherapeuten. Haben approbierte Ärzte diese Zusatzausbildung, nennt man dies auch Manuelle Medizin oder Chirotherapie. In Deutschland dürfen zusätzlich Heilpraktiker die Bezeichnung Chiropraktiker tragen, da der Begriff an sich nicht geschützt ist.
Da einige Techniken der Chiropraktik bei falscher Ausführung sehr gefährlich sein und im schlimmsten Fall einen Schlaganfall auslösen können, sollte bei der Auswahl des Therapeuten ein Arzt mit einer Weiterbildung in Manueller Therapie bevorzugt werden. Physiotherapeuten absolvieren ebenfalls eine gesonderte Weiterbildung, die im Schnitt 400 Stunden dauert und mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Die Zusatzausbildungen tragen dann die Bezeichnungen „Manuelle Therapie“ oder „Manuelle Orthopädische Therapie“.
Diese Behandlungsmethoden sind im Heilmittelkatalog verzeichnet und können deshalb auch von einem Arzt, nachdem dieser eine entsprechende Diagnose gestellt hat, verordnet werden.
Wie lange dauert eine Manuelle Therapie?
Wie viele Behandlungseinheiten einer Manuellen Therapie ein Erkrankter verschrieben bekommt, hängt von der Art und Schwere des Befundes ab – so ist die Dauer der Behandlung bei Verspannungen eine andere als bei einem Bandscheibenvorfall. Der Arzt oder Therapeut entscheidet individuell, wie viele Sitzungen zur Behandlung der Beschwerden angemessen sind.
Eine Therapieeinheit dauert im Schnitt 15 bis 25 Minuten.
Wie viel kostet eine Manuelle Therapie?
Die Kosten liegen bei den meisten Manualtherapeuten bei etwa 20 bis 30 Euro pro Sitzung, aber unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Therapie. Der behandelnde Therapeut muss ein Vertragsarzt mit der Zusatzbezeichnung „Manuelle Medizin/Chirotherapie“ sein oder ein Physiotherapeut mit entsprechender Zusatzausbildung.
Geht man zu einem Physiotherapeuten, so braucht man ein Rezept für Manuelle Therapie vom Arzt. In diesem Fall übernimmt der Erkrankte ab dem 18. Lebensjahr nur die Zuzahlung, die bei den meisten Kassen zwischen 10 und 20 Euro pro Rezept liegt.
Mit welchen Methoden arbeitet die Manuelle Therapie?
Grundprinzip der Manuellen Therapie ist, dass der Körper des Patienten passiv bewegt wird, um Blockaden, Verspannungen und andere Beschwerden zu lösen. Was viele Menschen mit teilweise brutalem „Einrenken“ assoziieren, läuft tatsächlich meist sehr viel sanfter ab.
Ist beispielsweise ein Gelenk blockiert, so lockert der Therapeut es mit einigen Bewegungen erst einmal auf, fixiert das Körperteil und gibt dem Gelenk einen kleinen Ruck, um es wieder in die richtige Position zu bringen. Dabei handelt es sich meist um eine sehr exakte und zielgerichtete Bewegung, um sogenannte „Subluxationen“, also kleine Ausrenkungen, wieder rückgängig zu machen. Aber auch Dehn- und Entspannungstechniken gehören zur Therapie dazu, da zu kurze oder verspannte Nerven einerseits ebenfalls zu Funktionsstörungen des Gelenks führen und andererseits auch selbst Schmerzen auslösen können.
Neben der Therapie von Störungen der Gelenke und Muskeln gibt es auch noch die sogenannte Manuelle Lymphdrainage. Diese kommt zur Anwendung, wenn beispielsweise aufgrund einer Herzinsuffizienz Ödeme, also Wassereinlagerungen, im Gewebe vorliegen. Meist sind davon Arme oder Beine betroffen. Der Manualtherapeut „entstaut“ diese Körperteile wieder vom Wasser, indem er durch spezielle Massagen oder Hautpflege das Gewebe manipuliert.
Ist die Manuelle Therapie gefährlich?
Da das Einrenken und Manipulieren von Teilen des Skeletts und der Gelenke und in gewisser Hinsicht einen großen Eingriff in den Bewegungsapparat darstellt, ist dringlichst anzuraten, diese Behandlungsformen nur bei speziell dafür ausgebildeten Ärzten oder Physiotherapeuten durchführen zu lassen.
Auch wenn die Manuelle Therapie keinen invasiven Eingriff in den Körper darstellt, sind unter Umständen manche Handgriffe sehr risikoreich. So kann beispielsweise ein falsch oder zu grob durchgeführter Eingriff im Halswirbelsäulenbereich (HWS) einen Schlaganfall auslösen, da die den Kopf versorgende Arteria vertebralis (Wirbelarterie) eingeklemmt oder beschädigt werden kann.
Auch muss vor einer Manuellen Therapie sorgfältig geprüft werden, ob der Betroffene an Vorerkrankungen leidet, beispielsweise:
- Osteoporose
- Glasknochenkrankheit
- Tumoren
- Knochen- beziehungsweise Gelenkanomalien
Dies sind Kontraindikationen für eine Behandlung, da sonst das Risiko für Frakturen zu hoch wäre. Unter Umständen kann die Manuelle Therapie trotzdem angewandt werden, jedoch muss der Manualtherapeut auf diese Besonderheiten Rücksicht nehmen und gegebenenfalls auf einige Manöver verzichten.