Wie Osteopathie Rückenschmerzen heilen kann
Krankheitsursachen ertasten, Blockaden lösen: Allein mit seinen Händen kann ein Osteopath sanft Beschwerden lindern. Wie die gezielten Handgriffe gegen Kreuzschmerzen, Skoliose und Bandscheibenvorfall helfen, erläutert Osteopathie-Professorin Marina Fuhrmann. Plus: praktische Tipps, wie man einen guten Osteopathen findet und welche Krankenkassen für die Behandlung bezahlen.
- Osteopathie verfolgt ein ganzheitliches Prinzip
- Osteopathie gegen Rückenschmerzen, Sinusitis, Regelbeschwerden
- Kosten für osteopathische Behandlung teilweise von der Kasse getragen
- Nebenwirkungsarme Osteopathie bringt große Erfolge in kurzer Zeit
- Wie finde ich einen guten Osteopathen und wieviel kosten die Sitzungen?
- Wie hoch liegen die Kosten für Osteopathie?
- TK, Barmer GEK und DAK übernehmen Osteopathie-Kosten anteilig
Anhaltende Nackenschmerzen machten Christine Rössler zu schaffen. Ihr Orthopäde konnte keine Ursache finden, auch Medikamente halfen nicht. Ein wochenlanger Leidensweg für die 43-Jährige, bis sie von einer Freundin den Rat bekam, zum Osteopathen zu gehen. Der behandelte wider Erwarten das Sprunggelenk, mit dem die Patientin einige Zeit zuvor umgeknickt war.
Sein Befund: Obwohl keine Schmerzen mehr bestanden, verursachte eine Störung des unteren Wadenbeins eine erhöhte Spannung der Rückenmuskulatur, die sich auf Nacken- und Halsmuskeln auswirkte und so die Schmerzen auslöste. Dank der osteopathischen Behandlung wurde Christine Rössler endlich von ihren Schmerzen befreit.
Osteopathie verfolgt ein ganzheitliches Prinzip
Heute suchen immer mehr Menschen, bei denen der Arzt keine Ursache für die Beschwerden finden kann, Hilfe bei einem der rund 10.000 Osteopathen in Deutschland. Eine Online-Umfrage der Stiftung Warentest unterstreicht diesen Trend: Immerhin 88 Prozent der Patienten, die in osteopathischer Behandlung waren, zeigten sich mit den Ergebnissen "zufrieden" oder sogar "sehr zufrieden".
Osteopathie – hinter dem griechischen Wort für "Knochen" und "Leiden" verbirgt sich eine ganzheitliche Form der Medizin, die ihren Ursprung vor 140 Jahren in den USA hat. Sie betrachtet den Patienten immer in seiner Gesamtheit. "Auch beschäftigt sie sich nicht mit der Behandlung einzelner Symptome, sondern will immer die zugrundeliegenden Ursachen von Beschwerden aufspüren und behandeln", erklärt Professor Marina Fuhrmann, Deutschlands erste Professorin für Osteopathie.
Das Zusammenspiel der Organe wieder in Ordnung bringen
Das einzige Instrument des Osteopathen sind seine Hände – und die müssen hochsensibel sein. "Durch bloße Berührung und behutsamen Druck erfasst der Therapeut nicht nur die Beschaffenheit, Temperatur, Spannung und Beweglichkeit der Haut, sondern auch das darunterliegende Gewebe, die Muskeln, Bänder, Knochen und inneren Organe", erklärt Expertin Fuhrmann. So kann ein Osteopath Funktionsstörungen im Körper wie etwa Verspannungen im Gewebe erkennen und behandeln.
"Der Grundgedanke der Osteopathie ist die Verbindung der Körpersysteme. Haut, Organe, Bänder, Sehnen, Muskeln, Knochen, Nerven, Bindegewebe und Gefäße hängen direkt oder indirekt miteinander zusammen", so die Professorin.
Ist dieses Zusammenspiel der verschiedenen Systeme und Organe des Körpers gestört, kann dies früher oder später zu Erkrankungen führen. Der Körper sendet Schmerzsignale aus, die als Symptome unter Umständen an weit von der Ursache entfernter Stelle auftreten. Genau das kann ein Osteopath erkennen.
Osteopathie gegen Rückenschmerzen, Sinusitis, Regelbeschwerden
Nach einer ausführlichen Befragung und der Untersuchung des Patienten lockert der Therapeut mit speziellen, behutsamen Griffen das Gewebe, aktiviert die Nerven oder verbessert den Durchfluss in Venen, Arterien sowie Lymphbahnen. "Nach und nach werden damit die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und die einzelnen Strukturen wieder in Einklang miteinander gebracht", erklärt die Expertin.
Doch wann kann Osteopathie helfen? Bei Beschwerden des Bewegungsapparats wie Rückenschmerzen, Hexenschuss, Gelenkproblemen, aber auch bei Erkrankungen im internistischen Bereich wie Sodbrennen, Verdauungsproblemen, Herzproblemen sowie bei Beschwerden im Hals-Nasen-Ohren-Bereich wie Kopfschmerzen oder Mandelentzündung.
Kosten für osteopathische Behandlung teilweise von der Kasse getragen
Die Ursachen dieser Krankheiten sind vielfältig – und nicht selten überraschend. "So können etwa Zysten am Eierstock Ischiasprobleme auslösen, blockierte Brustwirbel Herzprobleme oder eine gestörte Nierenfunktion Rückenschmerzen", so Professor Marina Furhmann. Doch Osteopathie hat auch Grenzen: Nicht behandelt werden können schwere Leiden wie etwa Tumorerkrankungen, ebenso wenig Knochenbrüche, genetische Erkrankungen, Infektionskrankheiten oder hormonelle Probleme.
Viele gesetzliche Krankenkassen bezuschussen inzwischen aufgrund der guten Heilungserfolge osteopathische Behandlungen. Auch Wissenschaftler schenken der Osteopathie zunehmend Aufmerksamkeit. "Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die die therapeutische Wirksamkeit unterstreichen", weiß Osteopathie-Professorin Fuhrmann.
Nebenwirkungsarme Osteopathie bringt große Erfolge in kurzer Zeit
So konnte eine große Übersichtsstudie nachweisen, dass Osteopathie bei unspezifischen Rückenschmerzen hilft. Ebenso wurde eine Symptom- und Schmerzreduktion bei chronischer Nasennebenhöhlenentzündung und die Linderung starker Menstruationsschmerzen nachgewiesen.
Was außerdem für die Osteopathie spricht: Oft bringt die Therapie schon nach kurzer Zeit sehr gute Erfolge, manchmal reicht sogar eine Behandlung zur Heilung. Die Faustregel lautet: Spätestens nach vier Sitzungen sollte eine deutliche Besserung der Beschwerden eingetreten sein. "Falls nicht, besprechen Sie mit dem Therapeuten, ob das aktuelle Erkrankungsbild eine weitere Behandlung wirklich sinnvoll erscheinen lässt", rät die Expertin.
Pferdeosteopathie und Co.: Gezielte Handgriffe helfen nicht nur Menschen
Da Osteopathie gänzlich auf Medikamente und Instrumente verzichtet und sich zumeist auf sanfte Griffe und Techniken beschränkt, ist sie als nebenwirkungsarme Therapie nicht nur für Jugendliche und Erwachsene, sondern auch für Säuglinge und Kleinkinder geeignet. Haustiere können übrigens ebenfalls von den gezielten Handgriffen profitieren. Osteopathie-Angebote gibt es zum Beispiel für Hunde, Pferde und Katzen.
Wie finde ich einen guten Osteopathen und wieviel kosten die Sitzungen?
Ein guter Osteopath sollte eine mindestens fünfjährige Ausbildung absolviert haben und sich ständig weiterbilden. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung "Osteopath" nicht geschützt. Dennoch ist gesetzlich festgelegt, dass Osteopathen nur selbstständig arbeiten dürfen, wenn sie auch Arzt oder Heilpraktiker sind. Qualifizierte Therapeuten, die eine osteopathische Weiterbildung nach den Kriterien des Verbandes der Osteopathen Deutschlands e.V. abgeschlossen haben, finden Sie hier.
Wie hoch liegen die Kosten für Osteopathie?
Eine osteopathische Behandlung dauert durchschnittlich 50 Minuten und kostet je nach Therapeut und Stadt zwischen 60 und 150 Euro.
TK, Barmer GEK und DAK übernehmen Osteopathie-Kosten anteilig
Mehr als 100 gesetzliche Krankenkassen erstatten die Behandlungskosten zumindest teilweise. Die Leistungen der drei größten Kassen: Die Barmer GEK zahlt insgesamt bis zu 100 Euro dazu, die Techniker Krankenkasse bezuschusst drei Behandlungen mit je 40 Euro und die DAK-Gesundheit zwei Osteopathie-Sitzungen mit maximal 60 Euro.