Rücken einrenken bei Schmerzen und Blockaden
Was im Volksmund Rücken einrenken heißt, ist eigentlich das sanfte Lösen von Blockaden. Wann es helfen kann, wie man sich selber einrenken kann und was noch wichtig ist.
Den Rücken einrenken - wer hat das nicht schon einmal gehört. Genau betrachtet ist das falsch, denn Wirbel renken nicht einfach so aus. Es handelt sich in der Regel um blockierte oder verkeilte Wirbel. Physiotherapeuten oder Orthopäden mit Zusatzausbildung in Manueller Therapie können die Blockaden lösen. Sie sprechen dann von Manipulation oder Mobilisation der Wirbelsäule.
Rücken verrenkt selbst einrenken?
Bei einer falschen Bewegung wie falschem Bücken oder Heben kann schnell ein Gelenk im Rücken verknacksen, also blockieren. Häufige Ursachen sind außerdem:
- Husten: Blockierung von Rippengelenken
- Schlaf: Durch die tiefe Entspannung der Muskulatur im Schlaf kann sich der Nacken verrenken (HWS-Blockierung).
- Viel Sport
- Immer gleiche Haltung oder Bewegung
- Angeborene Fehlhaltung. beispielsweise Beinlängendifferenz
Man kann selber versuchen, die Blockierung dann wieder rückgängig zu machen. Vor allem mit kräftigem Strecken in alle Richtungen klappt das manchmal.
Folgende Übungen können helfen, den Rücken selbst einrenken zu können:
Rückenschaukel: Rückenlage, Knie ranziehen zur Brust und umfassen, der Rücken wird rund. Langsam vor und zurück rollen, sodass die Wirbelsäule dabei gelockert wird.
Aushängen: Mit beiden Händen an eine hohe Stange greifen und mit dem ganzen Körpergewicht daran hängen. Spüren, wie sich dabei die Wirbelsäule streckt und lockert.
Verdrehen: Sitzend auf dem Boden mit ausgestreckten Beinen das rechte Bein angewinkelt über das linke stellen. Mit dem linken Arm gegen das rechte Knie drücken und den Oberkörper nach rechts drehen. Ein bis zwei Minuten in dieser Position bleiben. Diese Übung umgekehrt wiederholen. Sie ist vor allem gut zur Mobilisation der Lendenwirbelsäule.
Umarmen und Hochheben: Von jemand Größerem umarmen und leicht anheben lassen. Auch dabei lösen sich manchmal Blockaden der Wirbel.
Was bewirkt das Einrenken von Gelenken?
Durch die Mobilisation des Gelenks wird die Blockade aufgehoben und die Beweglichkeit ist wieder gegeben. Da zusätzlich allerdings meistens auch die Muskulatur in dem betroffenen Bereich verkrampft, kann es sein, dass der Schmerz zunächst bestehen bleibt. Die Muskulatur kann dann zusätzlich mit Wärme behandelt und durch Massage und regelmäßige Übungen entspannt werden.
Warum zum Therapeuten?
Sicherer ist es deshalb, bei entsprechenden Rückenbeschwerden gleich zum Manualtherapeuten zu gehen. Das sind Physiotherapeuten oder Orthopäden, die eine Zusatzausbildung in Manueller Therapie gemacht haben. Ärzte mit dieser Zusatzausbildung heißen auch Chiropraktiker. Auch Osteopathen haben oft die Zusatzqualifikation Chiropraktiker und können einrenken. Nur in den USA ist Chiropraktiker ein eigenständiges medizinisches Berufsbild.
Der Physiotherapeut beherrscht mehrere Techniken, die nicht nur blockierte Gelenke wieder einrenken, sondern auch Verspannungen lösen und damit indirekt Gelenke wieder in ihre richtige Lage bringen können. Außerdem kann er Übungen zeigen, um sich selber wieder einzurenken und die Muskulatur in diesen Bereichen zu kräftigen.
Warum die Gelenke beim Einrenken knacken
Das typische Knacken der Gelenke kommt übrigens nicht daher, dass die Gelenkflächen ineinanderhaken. Das Geräusch entsteht vermutlich, wenn winzige Gasbläschen, die sich durch die Fehlstellung in der Gelenkflüssigkeit gebildet haben, durch das Einrenken platzen. Das ist dann als Knacken zu hören.
Typisches Anzeichen dafür, dass ein Gelenk wieder in die richtige Position gebracht wurde: ein dumpfer Ruck, der kaum hörbar ist, den der Betroffene jedoch spürt – übrigens auch beim Ausrenken beziehungsweise blockieren.
Anwendungsgebiete: Wann Manuelle Therapie und Einrenken helfen
Einrenken ist nicht nur an der Wirbelsäule möglich. Prinzipiell können alle Gelenke des Körpers blockieren und dann wieder eingerenkt werden. Das Mobilisieren kann bei folgenden Beschwerden hilfreich sein:
- Rückenschmerzen
- Nervenschmerzen
- Gelenkblockaden (z.B. ISG-Blockade)
- Gelenkfehlstellungen
- Beckenschiefstand
- Verspannungen
Einrenken: Risiken und Nebenwirkungen
Normalerweise wird professionelle Manuelle Therapie von jedem Menschen vertragen, auch von Babys und Senioren. Allerdings kann eine falsch ausgeführte chiropraktische Behandlung in extrem seltenen Fällen auch Nerven schädigen und vor allem im Bereich der Halsschlagader zu Verletzungen führen. Dadurch könnte ein Blutgerinnsel entstehen und einen Schlaganfall auslösen. Es sollten deshalb nur qualifizierte Therapueten aufgesucht werden, um Wirbel wieder einzurenken, gerade an der Halswirbelsäule.
Sich mit Einrenken selbst zu behandeln im Sinne von Aushängen oder Rückenschaukel kann jeder versuchen. Dabei aber niemals stark drücken oder reißen. Bei hartnäckigen Beschwerden oder falls Schmerzen und Bewegungseinschränkung wiederkommen, sollte ein Physiotherapeut oder Orthopäde aufgesucht werden.